14.12. - 31.12.18 Lanzarote, Fuerteventura

"Am 1. September 1730 zwischen 9 und 10 Uhr abends, öffnete sich plötzlich die Erde bei Timanfaya. Ein gewaltiger Berg bildete sich bereits in der ersten Nacht und Flammen schossen aus seinem Gipfel, die 19 Tage weiterbrannten ..." so beginnen die Aufzeichnungen von Don Andrés Curbelo, der seinerzeit Pfarrer im Dorf Yaiza war.

 

Sein letzter Eintrag lautet:

"Am 7. März (1731) entstanden gleich mehrere Vulkane, die sich in einer Reihe von Ost nach West erhoben. Am 4. Juni (1731) öffneten sich in der Timanfaya-Region drei Krater auf einmal. Sie verbanden sich schnell zu einem einzigen Vulkankegel, aus dem ein Lavastrom ins Meer floss. Aus einem Nebenkrater schossen Asche und Blitze heraus, aus einem anderen entwich weißer Dampf, wie man ihn bisher nicht gesehen hatte. Nordwestlich von Yaiza stiegen mit heftigen Detonationen Rauch und Flammen aus dem Meer empor. Ende Juni waren alle Küsten an der Westseite der Insel mit riesigen Mengen von toten Fischen bedeckt, von denen man viele Arten noch nie gekannt hatte ... "

Lanzarote, Timanfaya, Vulkankrater

Bei den bedeutensten vulkanischen Eruptionen der Neuzeit bildeten sich auf Lanzarote in den Jahren 1730 bis 1736 insgesamt 32 neue Vulkane. Ein Teil des damals betroffenen Gebietes umfasst heute der Nationalpark Timanfaya - benannt nach einem kleinen Dorf gleichen Namens, das damals von Lava überzogen wurde.

Timanfaya, Vulkan, Lanzerote

Doch der Reihe nach. Zuerst fahren wir von El Golfo zum Eingang des Timanfaya Nationalparks und kaufen ein Ticket an der Schranke. Es lohnt sich übrigends Sammeltickets zu kaufen ( Näheres s. www. Cactlanzarote.com ; weiter unter „organisieren“ und „Coupon-Info“).

 

Der Park wird nur von einer Straße durchzogen und diese dürfen ausschließlich die Parkbusse befahren. Aus meiner Sicht leider – denn diese Straße selber befahren und Fotos durchs offene Fenster machen, das wäre jetzt das Größte für mich. Wir haben aber jede Menge Glück und bekommen als Erste einen Platz im Bus und das auf der begehrten Seite rechts in Fahrtrichtung. Jetzt kann ich nicht nur zur Seite sondern auch nach vorn fotografieren, sofern die Sonne und die spiegelnden Scheiben des Busses das zulassen. Außerdem ist es noch nicht so voll und die Busse fahren noch nicht in „Kolonne“.

Timanfaya Teufel Nationalpark

Sobald der Bus den Parkplatz verlässt tauchen wir in eine unwirkliche Welt ein. Wir fühlen uns wie auf einem anderen Planeten. So gut wie gar kein Grün. Es dominiert das tiefe Schwarz der Lavafelder. Außerdem Erdtöne von einem hellen, sandigen Gelb, über Ocker- und Rottöne. Trotz strahlendem Sonnenschein liegt eine düstere Endzeitstimmung über der Landschaft. Man fühlt sich um Millionen von Jahren in der Erdgeschichte zurückversetzt.

 

Das Gelände ist von Tunneln durchzogen, durch die die Lava abfloss und deren Decken inzwischen eingebrochen sind. Einer ist so groß, dass sogar die Straße hindurchführt. Der Bus verschwindet bis zur Oberkante in dem ehemaligen Lavatunnel und man kann genauestens die verkrusteten Ränder betrachten. Die Fahrt vergeht wie im Flug. Nur selten hält der Bus und lässt uns etwas mehr Zeit zur Betrachtung. Aussteigen ist leider nicht möglich.

 

Die heute ruhig anmutende Mondlandschaft brodelt unter der obereren Erdkruste aber immer noch. Knapp unter der Oberfläche beträgt die Temperatur bereits 50 Grad C, etwas weiter unten sogar über 600 Grad C, was eindrucksvoll von den Parkangestellten unter Beweis gestellt wird.

 

Direkt neben dem Restaurant El Diablo stopft ein Mitarbeiter mit einer langen Eisenforke etwas Gestrüpp in ein Loch im Boden. Es raucht und dann schlagen schon wenige Sekunden später die Flammen hoch. Die Demonstration mit Wasser ist noch eindrucksvoller. Ein Mitarbeiter gießt (etwas) Wasser in eine Röhre, die in den Boden führt. Sekunden darauf steigt (etwas) Dampf auf. Umso größer ist die Überraschung der Zuschauer, als beim zweiten Mal mit lautem Zischen eine gewaltige Dampfsäule nach oben steigt. War halt etwas mehr Wasser ;-)

 

Danach zeigt man uns noch eine weitere praktische Anwendung der Vulkanhitze. Ebenfalls direkt neben dem Restaurant ist ein riesiger Grillrost über einer Bodenöffnung angebracht. Die hier gegarten Hühnchen a la Volcano können im Restaurant verzehrt werden. Kein Wunder, dass bei so viel heißem Boden ringsum das Restaurant nur aus feuerfesten Materialien gebaut werden durfte.

Timanfaya Nationalpark Vulkane Lanzerote

Lava ist auf Lanzarote überall gegenwärtig. Quadratkilometerweise im Gebiet um Timanfaya, in den Lavaröhren Cueva de los Verdes und Jameos del Agua, die durch einen gewaltigen Lavastrom des Monte Corona gebildet wurden und an fast allen Stränden, wo sie oft fantastisch anmutende Höhlen, Schlote und Bögen bilden.

 

Die erste Besiedlung der unwirtlichen Lavabrocken erfolgt durch Flechten. Sehr, sehr viel später bilden diese Flechten dann die Basis für einige sukkulente Pflanzen, die dem trockenen Klima angepasst sind.

 

Nur die wenigsten Flächen auf Lanzarote sind von Lava bedeckt, die im fließen erstarrt ist. Sie findet man zum Beispiel in der Nähe der Foundation Cesar Manrique, wo der Künstler sein Wohnhaus über und direkt in fünf Lavablasen gebaut hat. Die meisten  Lavaflächen sehen eher aus wie gigantische Abraumhalden aus Steinen in allen Größen.

Nach so viel Vulkanen und unter Lava erstarrter Landschaft ist uns nach etwas Grünem. Auf Lanzarote gibt es ja eine ganze Menge Kakteen, aber nirgends so viele verschiedene wie im Jardin de Cactus, der von Cesar Manrique entworfen wurde.

Der Garten liegt zwischen den Dörfern Guatiza und Mala. Der 1990 eröffnete Garten liegt etwas versteckt und gut geschützt in einem ehemaligen Steinbruch von rd. 5000 Quadratmetern Fläche. Aber keine Sorge, die Zufahrt ist gar nicht zu übersehen. Dort prangt nämlich ein fast 4 Meter großer Riesenkaktus aus Metall.

Kaktus, Jardin de Cactus

Der Jardin de Cactus beherbergt rd. 450 verschiedene Arten von Kakteen und Sukkulenten aus fünf Kontinenten. Die eindrucksvolle Größe und die optische Vielfalt der zumeist stacheligen Gesellen begeistern uns. Hier lässt sich bestaunen, was diese Pflanzengattung so alles hervorgebracht hat um sich vor dem Verzehr zu schützen. Das Verteidigungrepertoire reicht von den kaum sichtbaren, staubfeinen Stachelpolstern der Opuntien bis zu daumenlangen, knallroten Stacheln anderer Exemplare. Im hinteren Teil des Gartens führen Stufen hinauf zu einer Cafeteria und noch weiter oben zu einer restaurierten Mühle.

Wir machen es uns unter dem Sonnensegel der Cafeteria gemütlich und genießen bei einem kühlen Smoothie aus frischen Früchten den Blick über den Garten.

Diese interessanten, aus schwarzen Kieseln gestalteten Bilder zieren die Toiletten-eingänge im Cafe des Jardin de Cactus.

 

Sie lassen keinen Zweifel aufkommen, welche Seite man zu benutzen hat.

Ein echter Hingucker, den Ihr Euch bei einem Besuch des Gartens nicht entgehen lassen solltet!


Jardin de Cactus

Als wir den Jardin de Cactus verlassen, fällt uns ein, dass heute (Samstag) von 10-14.30 Uhr in Haría der Mercado de Artesanía Tradicional stattfindet. Das schaffen wir noch – also nichts wie hin! In einer der Nebenstraßen finden wir einen Parkplatz und marschieren zügig zur Ortsmitte. Haria ist ein sehr schönes Dorf mit gepflegten Häusern und viel Grün. Vor allem sehr viele Palmen, was dem Ort auch den Namen „Tal der 1000 Palmen“ eingebracht hat.

 

Die Marktstände stehen unter einer schattigen Allee und bieten ausschließlich auf der Insel

hergestellte Kunsthandwerksartikel an. Das ist ein wesentlich schönerer und interessanterer Anblick, als der Markt in Playa Blanca. Wir kaufen etwas Gebäck, verschiedene Liköre als Mitbringsel und ein blumig, frisches Parfüm für mich. Der Ausflug hat sich gelohnt!

Haria

Auf dem Rückweg fahren wir noch am Monumento al Campesino vorbei. Das riesige Kunstwerk soll die harte Arbeit der in der Landwirtschaft arbeitenden Bevölkerung zeichen. Nun ja - irgendwie müssten wir es wohl näher erklärt bekommen, so erschließt sich uns die Bedeutung jedenfalls nicht.

 

In dem dazugehörigen Gelände mit Ausstellungsräumen und einem imposanten Restaurant wird gerade letzte Hand für die Neueröffnung in ein paar Tagen angelegt. Kein Wunder, dass alles tiptop aussieht.

Das Restaurant erreicht man über eine riesige Wendeltreppe, die wie in einen Vulkankrater hinabführt. Durch einen nachgebauten Lavatunnel erreicht man dann das Lokal. Wirklich mal etwas ganz anderes!

Wohnmobil am Strand

Am späten Nachmittag fahren wir an den Strand bei Arrieta. Dort stehen schon einige Wohnmobile und wir finden ein hübsches Plätzchen am Meer. Allerdings ist es recht windig und die Wellen machen einen solchen Krach, dass wir nach einiger Zeit doch weiterfahren.

Wir landen in Charco del Palo, dem einzigen offiziellen FKK-Strand Lanzarotes. Die Bezeichnung „Strand“ trifft es hier nicht so richtig, da die Küste steil und felsig ist. Es sind auch nicht irgendwelche Felsen, sondern raues, wild zerklüftetes Lavagestein mit interessanten Felsbögen und einer Höhle, die durch einen unterirdischen Lavastrom entstanden ist. Baden kann man in einem kleinen „Teich“, einem geschützten Becken, dass bei Flut mit frischem Meerwasser versorgt wird oder an der Steilküste, an der eine Badeleiter ins Meer führt. Diese Stelle gefällt uns am besten, da wir hier beim schnorcheln viele Fische entdecken. Allerdings liegt es sich auf den Felsen nicht wirklich bequem und bei stärkerem Wellengang ist der Einstieg nicht ungefährlich.

Charco del Palo - oder Suchbild mit Sprinter
Charco del Palo - oder Suchbild mit Sprinter

Charco del Palo ist ein kleiner Ort und von großen Hotelbauten verschont geblieben. Wir finden einen Parkplatz „in erster Reihe zum Meer“ und legen spontan eine Reihe von Badetagen ein. Es tut gut mal gar nichts zu machen – jedenfalls nichts außer baden, schnorcheln und Sonne genießen. Ich gehe auf Fotopirsch, erkunde die Lavahöhle und mache mit dem Fotoapparat Jagd auf die hier zahlreich vorkommenden Eidechsen. Wir lernen Marlies und Jochen aus Berlin kennen, die schon seit Jahren mit ihrem Wohnmobil auf den Kanaren überwintern. Es folgen stundenlange interessante Gespräche , die die Zeit schnell umgehen lassen. Und ehe wir uns versehen, stellen wir fest, dass wir schon seit einer ganzen Woche hier Wurzeln geschlagen haben.

So schön diese Faulenzertage auch sind – wir wollen noch etwas von der Insel sehen und so machen wir uns am 22.12. auf den Weg zur ca. 9 km entfernten Cueva de los Verdes.

 

Bei der Cueva de los Verdes handelt es sich um eine riesige Lavaröhre, bei der teilweise bis zu drei „Stockwerke“ übereinanderliegen. Die Cueva ist eindrucksvoll beleuchtet, insbesondere dort, wo die Stockwerke mit Durchbrüchen verbunden sind.

Höhle, Cueva de los Verdes

Weißes Kalziumkarbonat, rötliches Eisen, schwarzes Magnesium und gelblicher Phosphor ergeben ein eindrucksvolles Farbenspiel. Das gesamte Tunnelsystem, das auch mit den Jameos del Agua verbunden ist, erstreckt sich - vom Vulkan Monte Corona ausgehend - über mehr als 7 km.

 

Die weitestgehend naturbelassene Cueva ist nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Gleich zu Beginn geht es durch eine schmale niedrige Passage, die eine Touristin gleich umkehren lässt. Verständlich, wenn man unter Platzangst leidet, aber er Gang weitet sich sofort wieder und offenbart die gigantischen Ausmaße des Lavatunnels. Von Zeit zu Zeit müssen wir auch mal wieder die Köpfe einziehen, aber wirklich eng wird es nicht wieder.

 

Ein besonderes Highlight erwartet uns nach dem Wechsel auf das obere Stockwerk. Die Führerin kündigt einen Blick auf die 20 Meter tiefer gelegene Ebene an und bittet um Vorsicht. Die Aussicht ist überirdisch schön und bei all dem Staunen wundern wir uns gar nicht über die fehlenden Sicherheitsmaßnahmen. Das hat aber durchaus seinen Grund – aber wir werden gebeten das Geheimnis der Cueva zu bewahren und das tun wir auch!

Es bleibt genug Zeit für Fotos, aber trotz Blitzlicht (oder gerade wegen?) ist es zumindest mir kaum möglich die Größe und Faszination der Lavaröhre auf Bildern wiederzugeben.

Anschließend fahren wir die gerade mal 760 Meter zur Jameos del Aqua, wo ein weiteres Teilstück der gleichen Lavaröhre von dem Künstler Cesar Manrique ausgebaut und in eine geologische Parklandschaft – halb drinnen, halb draußen – verwandelt wurde. Über eine lange Wendeltreppe erreichen wir die großen Hohlräume - auf spanisch Jameos. In dem ersten ist ein großes - halb im Freien, halb in einer Höhle liegendes - Restaurant untergebracht.

 

Uns zieht aber der Blick in den anschließenden Lavatunnel umgehend weiter nach unten. Einige Treppen führen zu einem flachen, meerwassergespeisten See, in dem seltene winzigkleine, blinde Albinokrebse krabbeln. Sie kommen auf der ganzen Insel nur hier in diesem Höhlensee vor.

 

Vom Ufer des Höhlensees führt ein schmaler Pfad an der Tunnelwand entlang auf die andere Seite wo uns erneut ein kleines Bistro erwartet. Von dort aus geht es in einen großen, von hohen Felswänden geschützten, Freibereich, der mit türkisgrünem Pool, Palmen und vielen anderen Pflanzen sehr schön gestaltet ist. An seinem Ende befindet sich der Eingang zu einem ungewöhnlichen Konzertsaal. Das in einer großen Höhle liegende Auditorium soll eine hervorragender Akustik haben und bietet Platz für 600 Gäste.

 

Eine weitere Wendeltreppe führt uns nach oben auf die „Festlandebene“ von wo sich ein schöner Blick über die ganze Anlage eröffnet, bevor wir den Ausgang durch den obligatorischen Shop erreichen.

Unser Erlebnishunger ist noch nicht gestillt und wir fahren über die einspurige LZ 205 Richtung Mirador del Rio. Der weitere Weg über die LZ 201 und 203 führt uns ganz nah am Monte Corona vorbei und wir sehen weitere Stellen in der Lavalandschaft, wo Bodeneinbrüche den Verlauf des Lavatunnels anzeigen.

 

Am Mirador del Rio an der nördlichen Inselspitze, parken wir ggü. einer bunt blühenden Blumenwiese, wie wir sie auf der ganzen kargen Insel bislang noch nicht gesehen haben. Wäre hier nicht der große Parkplatz, könnte man den Mirador glatt übersehen, so wie er sich in die Landschaft duckt.

Bis jetzt wurde jeder Publikumsmagnet auf Lanzarote von dem Inselkünstler Manrique gestaltet und das ist hier auch nicht anders, wo aus einem alten Kanonenstützpunkt ein Restaurant mit genialen Aussichtsplattformen geschaffen wurde. Wir betreten die Anlage durch einen schmalen Gang, der in den großen Saal des Restaurants führt. Schlichte, weiche Formen, weißes Mauerwerk und dunkles Vulkangestein bestimmen den Raum. Eindeutiger Blickfang sind aber die gewaltigen Panoramafenster und der fantastische Ausblick auf die schmalste Stelle des Meeres zwischen Lanzarote und der vorgelagerten Insel La Graciosa.

Mirador del Rio, Meer, Insel

Von den auf verschiedenen Ebenen liegenden Aussichtsplattformen bietet sich ein fantastischer Blick aus rd. 600 Metern Höhe. Der Himmel ist wolkenlos blau und die Sonne steht perfekt – was will das Fotografenherz mehr!

 

Nur die Auswahl der schönsten Bilder wird mir hinterher schwerfallen. Das ahne ich jetzt schon!

Vom Mirador führt die schmale LZ 202 an der Steilküste entlang. Mit der Höhenbegrenzung hätten wir kein Problem, aber für Fahrzeuge mit mehr als 2 Metern Breite ist die Durchfahrt verboten und so lassen wir das lieber.

Unsere weitere Erkundungstour führt uns nach Orzola, dem nördlichsten Inseldorf, von dem auch eine Personenfähre nach La Graciosa verkehrt. Wir parken am nördlichen Dorfrand und wandern rd. 1 km durch ein wildes Lavafeld zu dem Sandstrand Playa de La Canteria. Hier ist ein Surfertreffpunkt und wir stellen fest, das wir den Strand über die gleichnamige Straße auch mit dem Sprinter hätten erreichen können. Durchaus ein schöner Stellplatz, wenn uns der Sinn nach Abgeschiedenheit stehen würde. Die Bucht gilt aber aufgrund der starken Brandung als gefährlich und Baden in offiziell verboten.

 

Nach der Wanderung sind wir durstig und erhitzt und ich bereite aus eingefrorener frischer Ananas, Apfelsaft und Wasser im Mixer einen herrlich erfrischenden Smoothie – genial, das muss ich öfter machen!

Am späten Nachmittag fahren wir zur ehemaligen Inselhauptstadt Teguise. Erst geht es an der Küste vorbei, die auch noch etliche kleine und recht einsame Sandbuchten parat hält. Dann über einspurige Feldwege – glücklicherweise ohne Gegenverkehr – nach Haria und anschließend über wilde Serpentinen entlang des Valle de Malpaso zur Ermita de las Nieves, einer kleinen Kapelle, die einsam auf dem windumbrausten Gipfel liegt. Die Aussicht ist genial, aber der Wind rüttelt so stark am Sprinter, dass wir nur durch die windabgewandte Seite ein- und aussteigen können.

Da ist es in Teguise doch deutlich wärmer und gemütlicher. Wir wollen uns morgen (Sonntag 9-14 Uhr) den Markt anschauen und da dieser große Besucherströme anzieht, schleichen wir uns schon heute an und finden so einen sehr schön zentral gelegenen Parkplatz.

 

Außerdem nutzen wir die Gelegenheit, die noch ganz ruhig vor sich hindösende Altstadt zu besichtigen. Kurz nachdem es dunkel geworden ist, ändert sich das mit der Ruhe aber ganz plötzlich. Wir hören den Sound einer Steeldrum-Band und neugierig machen wir uns erneut auf den Weg. Der Sound wird lauter und lauter und in den Altstadtgassen begegnen wir dann einem für unsere Augen recht ungewöhnlichen Weihnachtsumzug. Drei luftgefüllte Riesenfiguren führen zusammen mit Stelzengängern den Umzug an, dann folgt eine Tanzgruppe, Mickimaus und andere Comicfiguren und den Schluss bildet die Band, die sich die Seele aus dem Leib trommelt.

 

Am nächsten Morgen geht s dann auf den Markt. Überall in den Gassen und auf den Plätzen sind Stände aufgebaut. Es ist noch recht leer und der Wind ist so stark, dass wir jederzeit damit rechnen, dass sich einer der Stände selbständig machen könnte. Die Anordnung der Stände hat ein System. Auf dem einen Platz finden wir Lebensmittel, auf dem anderen höherwertiges Kunsthandwerk und auf dem ganz großen Platz hinter der Kirche den üblichen Touri-Ramsch. Wir finden all die Stände aus Haria und Costa Blanca wieder. Hier ist wohl der Markt der Märkte.

 

Schön sind auch die vielen kleinen Läden. Sahen wir gestern noch geschlossene Holztüren und Fensterläden, so sind sie heute einladend geöffnet und präsentieren oft originell ihre Waren. Interessanter noch als die Stände finde ich.

Lange hält es uns nicht auf dem Markt und wir verlassen Teguise Richtung Costa Teguise, wo wir uns morgen mit Marlies und Jochen treffen wollen. Der Weg dorthin führt uns durch Nazaret – irgendwie passend zur Weihnachtszeit.

Nazaret

Dort liegt das Lag Omar. Ein sehr interessanter Gebäudekomplex, der 1984 von dem deutschen Architekten Dominik van Boettinger und seiner Frau erworben und 1997 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Bei der Gestaltung folgte man dem Rat Manriques sich von den Gesteinsformationen leiten zu lassen und es entstand eine eindrucksvolle, organische Architektur. Im Einklang mit der Natur führen Gänge durch schmale Tunnel in Felsgrotten und durch Felstore auf Aussichtsplattformen.

Lag Omar

Immer wieder eröffnen sich neue, überraschende Perspektiven auf den in der Mitte liegenden großen Pool. Auch das ehemalige Wohnhaus kann besichtigt werden und enthält Bilder und Informationen zu der Entstehungsgeschichte des Lag Omar. Benannt wurde das Anwesen übrigens nach dem Schauspieler Omar Sharif, der das Anwesen, wie man sich erzählt, nach nur einem Tag als Eigentümer im Bridgespiel wieder verlor.

 

In einem der Wohnräume, vor einem Fenster mit herrlicher Aussicht, liegt eine kleine, rotgetigerte Katze gemütlich schlafend auf dem weißen Sofa. Ein Anblick, der so viel Geborgenheit ausstrahlt, dass ich darüber kurzfristig das ganze tolle Anwesen vergesse.

 

Kann man auf eine Katze neidisch sein - ja, kann man!

Nur 5 km weiter kurz hinter Tahiche erwartet uns ein weiteres architektonisches Highlight, die Fundacion Cesar Manrique. 

Wenn man die direkt angrenzenden, endlos wirkenden Lavafelder sieht, stellt sich unwillkürlich die Frage, was der Künstler mit diesem öden Land und seinen fünf Vulkanblasen nur anfangen wollte. Das fragte sich damals wohl auch der Grundbesitzer, der für die Ödnis noch nicht mal einen Preis nennen wollte.

Manrique sah das Potenzial der eingesunkenen, und nach oben geöffneten Lavablasen und hatte damals auch freie Hand bei der Gestaltung. Heute nur noch schwer vorstellbar. Er verband die Grotten durch Gänge und baute daneben ein Wohnhaus im schlichten Inselstil.

Foundation Cesar Manrique - weiße Blase

Manrique zeigte, dass ein harmonisches Miteinander von Natur und Kunst möglich ist.

 

Die Grenzen zwischen den natürlich entstandenen Vulkanblasen und den von ihm geschaffenen Wohnräumen sind fließend und bilden in ihrer Gesamtheit ein architektonisch wirklich einzigartiges Ensemble.

Foundation Cesar Manrique - rote Blase

In dem ehemaligen Wohnhaus werden heute Werke von Manrique und auch von anderen Künstlern ausgestellt. Über eine Wendeltreppe gelangte man früher in die untere Ebene. Heute führt ein Gang außerhalb des Hauses in die durch kleine Tunnel verbundene Lavablasenwelt. Da alle Blasen zum Himmel hin geöffnet sind, erhalten sie reichlich natürliches Licht.

Eine Bauweise, die in Deutschland im Regen ertrinken würde. Auf Lanzarote hat man diese Probleme offenbar aber nicht.

Übervoll mit all diesen Eindrücken grandioser architektonischer Meisterleistungen fahren wir nach Costa Teguise und tauchen ein in die „Touristenarchitektur“, gegen die Manrique zu Lebzeiten vehement gewettert hat.

 

Auf einem Parkplatz rd. 200 Meter vom Strand entfernt hat sich eine ganze Wohnmobilistengemeinschaft eingefunden. Auf Keile aufgebockt und jeweils quer über 4 Parkplätze stehen hier mehrere „Dickschiffe“ und das auch schon etwas länger. Bekanntlich meiden wir solche Aufläufe normalerweise, aber jetzt sind wir hier mit Marlies und Jochen zum Weihnachtsessen verabredet. Die anderen Kanarenüberwinterer zerstreuen unsere spontanen Bedenken, dass eine solche Versammlung die Polizei auf den Plan ruft und so reihen wir uns für diesen Tag ein. Ohnehin ist es so stürmisch, dass sich nur wenige Urlauber am Strand sehen lassen und viele Parkplätze frei bleiben.

Strand in Costa Teguise
Strand in Costa Teguise

Es schließen sich noch andere Reisende an und so geht es am späten Nachmittag in einer kleinen Gruppe zu einem der großen Hotelkomplexe. Hier kann man auch ohne Anmeldung für 17 Euro pro Person am Weihnachtsbüffet teilhaben.

 

Was soll ich sagen. Ein sehr netter Abend in Gesellschaft und mit vielen erzählten Reiseanekdoten. Immer wieder interessant mit welchen Prioritäten andere Reisende so unterwegs sind und was sie bewegt.

 

Das Büffet? Nun ja – wir kommen zu der Erkenntnis, das Hotelurlaub „all inclusive“ nicht so unser Ding wäre. Ich finde es zwar sehr angenehm heute mal nicht kochen zu müssen, aber schmackhafter bekomme ich es selber dann doch hin. Trotzdem - einfach schön Heiligabend in Gesellschaft zu verbringen!

 

 

 

 

 

Und so wünschen wir Euch mit diesem festlich geschmückten Weihnachtsbaum aus Teguise ruhige und stressfreie Weihnachtstage - wo auch immer Ihr sie verbringt!

 

Ein herzliches Feliz Navidad von Euren Allradnomaden dieses Jahr aus Costa Teguise auf Lanzarote.

Am 25.12. verabschieden wir uns und fahren nach Playa Blanca zum Fähranleger. Armas und Fred Olsen haben die Ticketschalter direkt nebeneinander. Wegen der Feiertage gelten aber besondere Öffnungszeiten und wir beschließen spontan mit Fred Olsen zufahren, da wir auf Armas bis 17 Uhr warten müssten. Das Ticket kostet für 2 Personen + Womo 64,- Euro. Man ist gründlich, kontrolliert den KFZ-Schein, unsere Pässe und notiert auch noch unsere Telefonnummer – wofür auch immer. Immerhin haben Autodiebe so kaum eine Chance ein Fahrzeug von der Insel zu bekommen.

 

Die Fähre ist geräumig und leicht zu befahren und die Fahrt dauert nur 25 Minuten. Da es noch ziemlich windig ist, schaukelt es schon ziemlich und vom Freideck haben wir den direkten Blick auf zwei LKW, die mit dem Heck direkt an der Wasserkante stehen. Sie schaukeln hin und her und wir sind ganz froh, dass unser Sprinter weiter vorne steht.

 

Lanzarote ade – wir hatten eine tolle Zeit hier. Fuerteventura wir kommen.

 

Mit dem Wohnmobil auf Lanzarote

 

 

 

Bevor wir über Fuerteventura berichten, hier noch ein Bild über die von uns gefahrenen Strecken auf Lanzarote.

Kurz nach Mittag kommen wir in Corralejo an und fahren zu einem der beiden großen Hotels, die unübersehbar hässlich in den weiten Dünen des Parque Natural de Corralejo stehen. Dort finden wir einen Parkplatz ganz nah am Strand und noch näher an der öffentlichen Stranddusche was wir sehr zu schätzen wissen. Und so verbringen wir die nächsten 2 Tage hier, wandern am Strand und in den Dünen und machen Badeurlaub.

Dünen Corralejo

Bei der Verschiffung nach Fuerteventura haben wir Klaus kennengelernt und er hat uns eingeladen doch einmal bei ihm vorbei zu kommen. Das nehmen wir am 28.12. in Angriff und besuchen ihn und seine Frau Gisela in Lajares. Die Beiden haben dort ein schönes Haus und wohnen schon seit vielen Jahren im Winterhalbjahr auf der Insel. Klaus gibt uns Tipps zu interessanten Plätzen auf der Insel und in den nächsten Tagen werden wir die Beiden noch öfters sehen.

 

Am Abend fahren wir in das Barranco, das Klaus uns beschrieben hat. Mehrere Pisten führen durch ein trockenes Flussbett und es ist ruhig und einsam hier. Am nächsten Tag geht es nach El Cotillo, einem kleinen Ort an der Westküste. Auf beiden Seiten des Dorfes erstrecken sich lange, weißsandige Strände wie aus dem Bilderbuch. Ein Treffpunkt für Surfer und Badegäste gleichermaßen.

Strand bei El Cotillo

Wir machen am rd. 2,3 km langen Playa del Castillo und der anschließenden Steilküste eine Wanderung und anschließend fahren wir Richtung Leuchtturm. Doch schon am Playa la Concha stoppen wir erneut um die Gegend zu erkunden. Dieser Strand ist sehr geschützt und so tummeln sich hier viele Touristen. Auf den seitlich gelegenen Lavafelsen hat die Ebbe kleine und größere Wasserbecken entstehen lassen und mich fasziniert, was hier alles zu entdecken ist. Verschiedene Fische, Seeigel, Krabben, Garnelen, Seegurken und sogar eine ca. 25 cm große Meeresschnecke. Fotos zu machen ist gar nicht so einfach, da der Wind immer wieder die Wasseroberfläche kräuselt, aber ich bin geduldig und warte auf meine Chance, während Thomas die Zeit zu einem Sonnenbad in einer der sandgefüllten, windschattigen Felsennischen nutzt.

 

Als wir am Leuchtturm ankommen, hat das dort befindliche Fischereimuseum nur noch kurze Zeit geöffnet, aber nach einem kurzen Blick kommen wir zu dem Schluss, dass wir wohl nicht so viel verpassen werden. Wir suchen uns einen Stellplatz ca. 500 Meter vom Leuchtturm entfernt und haben eine geniale Aussicht über die vielen Buchten und Lagunen mit ihrem türkisfarbenen Wasser, die sich entlang einer rd. 18 km langen Piste zwischen dem Leuchtturm und Corralejo aneinanderreihen.

Am nächsten Mittag fahren wir noch mal nach El Cotillo, da wir uns mit Klaus und Gisela in ihrem Lieblingsfischrestaurant dem La Marisma verabredet haben. Der Fisch ist vorzüglich und ehe wir uns versehen, hat Klaus die gesamte Rechnung übernommen. Dafür nochmals herzlichen Dank Klaus!

Als wir anschließend die Piste in Angriff nehmen, stellen wir fest, das die ersten Buchten auch die schönsten waren. Je näher wir Corralejo kommen, desto steiniger wird die Landschaft und schließlich werden die Strände nur noch von Surfern frequentiert. Die Piste ist zwar holperig, wird aber auch von PKW´s und normalen Wohnmobilen befahren, also nichts, was unseren Sprinter fordern würde.

Die Nacht verbringen wir wieder im Barranco bei Lajares, Am nächsten Morgen fahren wir nämlich mit Klaus nach Corralejo um eine spanische Telefonkarte zu kaufen. Diese ist von Lebara móvil und kostet 25 Euro für 20 GB. Deutlich günstiger als unser 5,5 GB für 15 Euro von Aldi. Anschließen zeigt Klaus uns noch einige interessante Einkaufsmöglichkeiten und einen schönen Aussichtspunkt an der Calle Pardela, von dem man die ganze Stadt überblicken kann. Allerdings pfeift der Wind hier oben auch ganz gut!

 

Die Silvesternacht verbringen wir ruhig an unserem Aussichtspunkt in der Nähe des Leuchtturms und zum Jahreswechsel können wir das Feuerwerk sowohl auf Lanzarote als auch auf Fuerteventura sehen.

Fast endlose Lagunen, Buchten und Sandstrände - unser Ausblick an Silvester 2018!
Fast endlose Lagunen, Buchten und Sandstrände - unser Ausblick an Silvester 2018!